Apfelsaft

Das hat eine Untersuchung von handelsüblichen Säften der Verbraucherzeitschrift „Ökotest“ ergeben. In drei der 17 konventionell erzeugten Säfte wurde der Wirkstoff nachgewiesen.

 

Mepiquat und Chlormequat sind in der EU zugelassene Pestizide im Getreideanbau. Sie drosseln das Wachstum der Getreidehalme, damit diese durch Wind und Regen nicht so leicht abknicken. Es stellt sich die Frage, wieso diese Wirkstoffe in Apfelsaft gefunden wurden.

 

Zwei Erklärungen könnte es geben. 1. Es handelt sich um einen zufällige Übertragung auf Äpfel von Bäumen, die in der Nähe behandelter Getreideanbauflächen standen oder  2., die Mittel wurden illegal im Obstanbau eingesetzt, weil sie auch die Blütenbildung anregen können.

 

Der zulässige Höchstwert in Kernobst  liegt derzeit bei 0,02 mg/kg. In den untersuchten drei Saftproben war er überschritten. In diesem Fall gab es keinen Verarbeitungsfaktor zu berücksichtigen und die Lebensmittelkontrollbehörde ging davon aus, dass Frucht und 100% Saft als gleichwertig zu betrachten sind.

 

Wir werden hin und wieder von Kund*innen gebeten, doch bitte ihre Obst- und Gemüse-Produkte nicht mit den umfassenden Pestizid-Multimethoden zu prüfen, sondern nur gezielt auf mögliche Rückstände der in der jeweiligen Kultur zugelassenen Wirkstoffe zu testen.

Warum wir das nicht empfehlen, erklärt sich aus dem oben zitierten Testbericht. In der zielgerichteten Rückstandsanalytik kann man nur finden, was man sucht  d.h. was auch zuvor  im Referenzstandard eingemischt wurde. Deshalb sollte eine verantwortungsbewusste Qualitätsmanagerin oder ein Qualitätsmanager mitbedenken, dass es überraschenderweise Kontaminationen mit nicht zugelassenen Wirkstoffen geben kann.

 

Die Entscheidung für ein möglich breites Untersuchungsspektrum reduziert das Risiko, mögliche untypische  Pestizdrückstände zu übersehen.  Den Herstellern der abgewerteten Apfelsäfte  wäre der entstandene Imageschaden für wenig Geld erspart geblieben. Wir empfehlen die Rohware stets vor der Weiterverarbeitung überprüfen zu lassen.

 

Dass eingeschränkte Untersuchungspakete kostengünstiger sind, ist ein sich hartnäckig haltender Irrtum. Kosten und damit Preis bestimmend ist nicht die Anzahl der untersuchten Wirkstoffe, sondern die erforderliche Kombination der chromatographischen Trennungsläufe.

 

IHR PLUS: Mit über 650 Wirkstoffen in der Pestizid-Routineuntersuchung von Obst- und Gemüse hätten wir die Kontamination in den Äpfeln vor der Verarbeitung, aber auch noch im Apfelsaft sicher erkannt. Fragen Sie die Profis für Rückstandsanalysen

Autor: Dr. Frank Mörsberger